Unterm Rad. In der Urfassung von 1903. Illustriert, mit Paraphrasen und einem Nachwort von Gunter Böhmer sowie einem Nachwort "Unterm Rad … – Buch gebraucht kaufen

leichte Gebrauchsspuren

Groß 8° (175 x 245mm)

229, (3)

Stuttgart, München

Erste Aufl. / Lizenzausgabe

Leinen

Deutsch

Fadengehefteter Ganzleineneinband mit geprägtem Rückentitel, geprägten Deckelmonogrammen und illustriertem Schutzumschlag.
Der Umschlag nachgedunkelt, randberieben, am Rücken fleckig und an sechs Stellen hinterlegt, Einband, Schnitte und Papier etwas nachgedunkelt, die obere Kante des Vorderdeckels mit drei winzigen Fleckchen, das Buch ansonsten in gutem, der Umschlag in befriedigendem Erhaltungszustand.

"Diese Erzählung Hermann Hesses, 1903 in Calw entstanden, schildert das Schicksal eines begabten Knaben, dem der Ehrgeiz seines Vaters und der Lokalpatriotismus seiner Heimatstadt eine Rolle aufnötigen, die ihm nicht entspricht, die ihn "unters Rad" drängt. "Schreibend der Jugend die Würde zu geben, die ihr im Leben verweigert wurde", bemerkt Peter Handke nach der Lektüre des Buches in seinem Tagebuch, während Alfred Eloesser 1906 die Erstausgabe mit den Worten begrüßte: "Der Roman enthält eine Anleitung für Eltern, Vormünder und Lehrer, wie man einen begabten jungen Menschen am zweckmäßigsten zugrunde richtet." Deshalb beantwortete bereits damals Theodor Heuss die Frage: "Ein Tendenzwerk? Ja, dort wo es mit warmen Worten das Recht der Jugend auf eine Jugend verlangt!" Und 1905 schrieb Stefan Zweig: "Ich liebe diese tiefe und mit so wunderbarer Kunst erzählte Geschichte um ihrer Menschlichkeit willen. Es stehen Dinge darin, die ich selbst in meiner Knabenzeit empfunden hatte und dann wieder verloren. . . Und dann die zwei Liebesszenen: die stehen nun wie eigene Geschehnisse in meinem Leben. . . Kann ein Dichter mehr tun?" Neben Robert Musils "Die Verwirrungen des Zöglings Törleß" war "Unterm Rad" die nachhaltigste Anklage gegen das Erziehungsritual jener Jahre. "Ein paar Wochen ist es her", notiert Rolf Schneider, "da entdeckte ich in einem Abteil der Berliner S-Bahn zwei junge Leute. Ihre Gesichter waren über dasselbe Buch gehängt, das einer der beiden in Händen hielt. Sie lasen, sie waren verzaubert, von ihrer Haltung ging fast eine greifbare Aura der Verwandlung aus, sie blickten nicht auf, sie waren vollkommen unempfindlich für die Umwelt. Ich habe weder vorher noch danach wieder Menschen so lesen sehen. Sie lasen Hermann Hesses "Unterm Rad"."
Den graphischen Teil dieses Buches schuf Professor Gunter Böhmer. Der Künstler wurde am 13. April 1911 in Dresden geboren. Er studierte Germanistik, Malerei und Graphik an den Dresdner Hochschulen und arbeitete an der Berliner Akademie in den Atelierklassen von Emil Orlik und Hans Meid. 1933 lud ihn Hermann Hesse in das Tessin, nach Montagnola, ein. Dort ist er seitdem - nur unterbrochen durch längere Studienaufenthalte in Paris und auf Ischia - als Maler und Zeichner tätig. 1960 übernahm er eine Professur an der Staatlichen Akademie der bildenden Künste in Stuttgart, die er bis zum Jahr 1976 innehatte. Mit Hermann Hesse, seinem Nachbarn in Montagnola, verband Gunter Böhmer eine jahrzehntelange Freundschaft. Er hat Hesses Werk in vielen Ausgaben graphisch interpretiert. Hesse nannte ihn einen "dichterischen Menschen" und einen "erzählenden Graphiker". Seine zahlreichen Arbeiten zu Werken der Weltliteratur sind mehr als nur Illustration. Sie sind, wie der Künstler in einem erläuternden Text dieses Bandes selbst sagt, "Assoziationen" zu einem Thema, "bildnerische Parallelen" und - so formulierte es ein Interpret seines Schaffens - "graphische Begleitmusik, komponiert zum geschriebenen Wort"." (Verlagstext)

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1984

BN33094