Sinn (in) der Antike - Orientierungssysteme, Leitbilder und Wertkonzepte im Altertum – Buch gebraucht kaufen
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Autor/in:
ISBN:
3805330960
(ISBN-13: 9783805330961)Zustand:
leichte Gebrauchsspuren
Format:
300x220 mm
Seiten:
422
Gewicht:
2056 g
Ort:
Mainz am Rhein
Auflage:
1. und letzte Auflage
Einband:
Hardcover/gebunden
Sprache:
Deutsch
Beschreibung:
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Das über 2 KG schwere, mittlerweile recht seltene Buch, stammt aus einer Privatbibliothek und befindet sich in einem sehr guten Zustand, lediglich der Einband weist minimale Gebrauchsspuren auf. In diesem Zustand auch durchaus als Geschenk geeignet.
Es ist doch immer wieder interessant und spannend, solche Juwelen der Geschichte in Buchform vor sich zu haben. Für den geneigten Leser ein wahrer Diamant am Bücherhimmel.
Bitte beachten Sie die Bilder vom Buch.
Inklusive versichertem Versand, selbstverständlich bestens verpackt.
Inhalt :
Rezensiert für H-Soz-Kult von Charlotte Schubert, Historisches Seminar, Universität Leipzig
Quelle : https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-4931
Dieser Sammelband, der sich grundlegenden Fragen - nicht nur der Alten Geschichte - widmet, ist ein gelungenes Beispiel dafür, welche fruchtbaren Beiträge, die sowohl in die eigene Disziplin reichen als auch weit in andere hineinwirken, gelingen, wenn interdisziplinäre, zum Teil auch eng an die oft geschmähte, weil programmatisch ausgerichtete Drittmittelforschung gebundene, Forschergruppen zusammenwirken. Die Studiengruppe des Kulturwissenschaftlichen Instituts des Landes Nordrhein-Westfalen (Essen) hat es sich zur Aufgabe gemacht, Sinnkonzepte als "kulturelle Fundamentalgegebenheiten" (S. 8) zu entwerfen und in unterschiedlichen Bereichen zu erproben. Hierzu wurde auch eine Gruppe von Altertumswissenschaftlern eingeladen, diese in drei Veranstaltungen (2000/2001) "sinntheoretisch angeregte kulturwissenschaftlich ausgerichtete Geschichte" (S. 9) anzuwenden, zu überprüfen und zu modifizieren. Aufgrund der Vielfalt, aber auch der Unterschiede im methodischen Ansatz, werden die Beiträge hier einzeln vorgestellt:
Die Einleitung von Jörn Rüsen und Karl-Joachim Höleskamp ("Warum es sich lohnt, mit der Sinnfrage die Antike zu interpretieren") ist in sieben Abschnitte geteilt. Der erste untersucht den Kulturbegriff - generalisierend als transdisziplinäres Gebilde (Kulturwissenschaft) und spezifisch als Dimension der menschlichen Welt (Kultur als Inbegriff der Sinnbildungsleistungen, die Menschen vollziehen müssen). Nach einer Erläuterung des verwendeten Sinnbegriffs werden Sinnkonzepte und Beispiele der Elemente und Faktoren des Lebens dargestellt, die Sinnkonzepte ausmachen. Drei Modi, in denen Sinnkonzepte wirken, werden als fungierend (unstrittige Sinnkonzepte, z.B. Tag/Nacht, Hunger, Schlaf), reflexiv (Deutungsleistungen des menschlichen Bewusstseins, die nötig sind, wenn Sinnkonzepte neu oder unverständlich geworden sind) und operativ (Umsetzung des reflektierten Sinns in die Lebenspraxis) vorgestellt. Schließlich gehen die Autoren auf methodische Funktionen der Sinnfrage (heuristisch und interpretatorisch) und zuletzt auf die konkrete Weise der Sinnbildung ein, die als Praktiken, Räume oder Medien geschehen können und erforschbar sind - in diese drei Kategorien sind alle Beiträge des Buches eingeordnet.
In seinem Beitrag definiert Jan Assmann ("Sinnkonstruktionen im alten Ägypten") zunächst den Begriff 'Sinn' wie er ihn versteht und verwendet. Er untersucht dazu drei kulturelle Sinnbegriffe: a) transzendente (z.B. im Christentum mit der Sinnquelle des planenden und ordnenden Gottes), b) immanente (Theorien, die aus dem Kosmos oder der Natur den Sinn abgeleitet haben) und c) soziale Sinnquellen (z.B. Sinn als soziale und kulturelle Konstruktion). Nach einer etymologischen und etymografischen Betrachtung der altägyptischen Ma'at sowie deren Erklärung als Sinnquelle des ägyptischen Staates und seiner Religion und Wissenschaft (altägyptische Kultur) mit dem Bild der immer ins Verderben tendierenden Welt und dem sie in die richtige Bahn lenkenden Gott mit Pharao beschreibt Assmann die Zuordnung der ägyptischen Ma'at als Sinnquelle der Kategorie c. Er vergleicht praktische Aspekte dieser Ma'at mit anderen Sinnquellen (Christentum und Nietzsche). Assmann verweist auf den sehr interessanten Text des Laktanz, den hermetischen Traktat Asclepius, der den verheerenden Zusammenprall zweier unterschiedlicher Sinnquellen des Typs c (Ägypter) und des Typs a (frühe Christen) vorausahnend dokumentiert. Letztlich stehen sich seiner Ansicht nach hier in der antiken Sakralisierung des Sinns bereits der Kosmotheismus und der Monotheismus gegenüber.
Fritz-Heiner Mutschler ("Zu Sinnhorizont und Funktion griechischer, römischer und altchinesischer Geschichtsschreibung") vergleicht mit vielen Beispielen aus den klassischen griechischen Historikern Herodot, Thukydides und Polybios und den klassischen römischen Historikern Sallust, Livius und Tacitus sowie den klassischen chinesischen Historien Shu Jing, Chun Qiu (Konfuzius) und Shi Ji (Sima Qian) zwei Gesichtspunkte, die auch die beiden Teile des Beitrags bilden: Die Frage, welchen Sinnhorizont bei durchaus unterschiedlichen Wirkabsichten alle Gruppen dieser Historiker haben, beantwortet er damit, dass hier die unterschiedlichen Sinnhorizonte des menschheitsgeschichtlichen Horizonts von Anfang und Ende (griechisch), des nationalen mit dem höchstens gedachten, aber nicht realen Ende (römisch) und des Reichs in Zyklen von Ordnung und Chaos überhaupt, ohne die Möglichkeit eines Endes, einander gegenüberzustellen sind.
Kurt Raaflaub ("Zwischen Adel und Volk. Freiheit als Sinnkonzept in Griechenland und Rom") vergleicht politische Sinnbegriffe der Freiheit innerhalb der griechischen Welt (Athen und Sparta) sowie zwischen Griechen und Römern (Cäsar). Er definiert den griechischen Sinn des Begriffs "Freiheit" (eleutheria) anhand seiner Entwicklung, die aufgrund äußerer und innerer Ereignisse als eigentlich 'reaktives Konzept' vorangetrieben wird - denn "die Freiheit" gab es zunächst nicht außer im Doppelnegativum des "Nicht-Unfrei-Seins" in der Zeitspanne zwischen der homerischer Epoche und dem Hellenismus, wobei die klassische Zeit eine besondere Rolle spielt. In einer Fallstudie zu Cäsar zeigt Raaflaub, dass - obwohl auch der römische Freiheitsbegriff von seinem Ursprung her ein doppeltnegativer war - Cäsars Wirken zumindest Ansätze zeigte, im Sinne einer breiteren Oligarchie mit einem solchen Konzept dem Volk eine konstruktive Rolle bei Entscheidungen zuzugestehen.
Karl-Joachim Hölkeskamp ("Institutionalisierung durch Verortung. Die Endstehung der Öffentlichkeit im frühen Griechenland") untersucht in dieser Abhandlung den "'Sinn' des Bürgerseins", die Rede und den Ratschluss "über die und zugleich in der Polis". Dafür beleuchtet er die Entwicklung der politischen Rede in ihrer Verstetigung durch räumliche Verortung von Homer bis zur klassischen Polis sowie des Redeortes, der Agora, in demselben Zeitraum und definiert beides als soziale Institutionen, die Funktionen erfüllen, Sinnvorstellungen und "Leitideen gemeinsamen Handelns durch dauerhaft geregelte Formen solchen Handelns zu verwirklichen".
Wolfgang Rösler ("Kanonisierung und Identität: Homer, Hesiod und die Götter der Griechen") beschreibt ein griechisches Orientierungskonzept aus dem letzten Drittel des 6. Jahrhunderts, in dem als historischer Anfang einer griechischen Religion der Moment anzunehmen ist, in dem Homer und Hesiod den griechischen Göttern Gesicht, Namen und Fähigkeiten gaben. Dabei geht er näher auf die Konstruktion 'Homers' (wobei er den, das homerische rhapsodische Repertoire bewahrenden Homeriden eine besondere Bedeutung ähnlich den Pythagoreern und den Asklepiaden gibt) und Hesiods als Religionsstifter ein. Für Rösler wird dabei deutlich, warum Ilias und Odyssee zwar epische Texte sind, die Götter so darstellten, dass sie sich eigentlich nicht zur Verehrung eignen, aber diese den Anfang griechischer Überlieferung markierenden Werke dennoch die Funktion nicht vorhandener heiliger Schriften übernehmen mussten. Als ein anderes, jüngeres und viel rationaleres Orientierungskonzept sieht Rösler das Konzept der Sieben Weisen. Zuletzt stellt er ein drittes, mit Homer und Hesiod konkurrierendes Konzept vor - die Orphik, die in Orpheus als dem berühmten Sänger des Mythos eine Vorbereitung auf Tod und Jenseits anbot.
Justus Cobet ("Zeitsinn: Am Anfang unserer Geschichtsschreibung") beschäftigt sich mit dem Zeitsinn "unserer historiographischen Tradition" in seinen Anfängen bei Herodot und Thukydides, vorangehend aber auch mit Homer und Hesiod. Als Rahmen eines Zeitsinns sieht er bei Thukydides die Gegenwart (den Peloponnesischen Krieg) als eigentliche Geschichte und alles davor Geschehene als Vorgeschichte, bei Herodot hingegen seien mehrere historische Subjekte in einer kohärenten Erzählung integriert und damit ein universell scheinender Zeitrahmen geschaffen. Weiterhin vergleicht er die Erinnerungs- und Zeithorizonte bei Thukydides und Herodot, behandelt hier auch die Vorstellung von Ethnie bei Herodot und geht zuletzt auf das spatium historicum sowie das spatium mythicum ein. Cobet schließt mit einer kurzen Einordnung der beiden griechischen Historiografen in die Reihe weiterer Historien vom Hellenismus bis zur Spätantike.
Von der Archaik bis zum Hellenismus reichende Darstellungen mythischer Szenen vor allem auf Vasen ermöglichen es Luca Giuliani ("Kriegers Tischsitten - oder: Die Grenzen der Menschlichkeit. Achill als Problemfigur"), die Rezeption ethischer Autorität in den homerischen Werken zu untersuchen, die auch als Erziehungsliteratur bezeichnet wurden. Hierbei beschränkt er sich jedoch auf die Darstellung der Episode, in der Achill zusammen mit dem toten Hektor dessen Vater Priamos trifft. Anhand der Vasendarstellungen beschreibt er die sich mit der Zeit verändernde Darstellung dieser Szene. Um die Frage zu lösen, warum man sich mit einem derart wilden Helden wie Achill identifizieren sollte bzw. um die Abweichung in der Signalfunktion zu erklären, bezieht er Sigmund Freud mit ein, analysiert das Heldenmodell, erläutert die Christa Wolfsche Rezeption ihrer Kassandra ("Achill, das Vieh") und macht an den Widersprüchen der durch Achill verkörperten Werte schließlich dessen ethos-didaktischen Wert fest.
Tonio Hölscher ("Körper, Handlung und Raum als Sinnfiguren in der griechischen Kunst und Kultur") beschreibt in diesem Beitrag die Sinnfigur des Körpers in seiner zentralen Rolle für die griechische Kultur bei kulturellen Handlungen, Ritualen und Institutionen (politischer Dialog auf Agora). Im Rahmen einer "Kultur der Körper", die er darauf folgend näher aus der Perspektive der Körperlichkeit untersucht, zieht er den Bogen von Michelangelo bis zu neuzeitlichen Kunstepochen. Hölscher untersucht die bildliche Rezeption antiker Körperbilder und des Körpers an sich und widmet sich einer Analyse der antiken Sichtweise des Körpers sowie deren Ausdruck in Bildwerken. Dabei geht er im Besonderen auf eine griechische Geschichte der Körperdarstellungsweise vom 9. Jahrhundert v.Chr. bis zum frühen Hellenismus ein. Abschließend widmet er sich noch dem Verhältnis von Raum und Körper sowie von Staat und Körper, wobei er in der Metapher vom Staat als Körper die innere Verwandtschaft von Körper und Handlungsraum erkennt.
hier gehts weiter : https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-4931
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Dieser Sammelband, der sich grundlegenden Fragen - nicht nur der Alten Geschichte - widmet, ist ein gelungenes Beispiel dafür, welche fruchtbaren Beiträge, die sowohl in die eigene Disziplin reichen als auch weit in andere hineinwirken, gelingen, wenn interdisziplinäre, zum Teil auch eng an die oft geschmähte, weil programmatisch ausgerichtete Drittmittelforschung gebundene, Forschergruppen zusammenwirken. Die Studiengruppe des Kulturwissenschaftlichen Instituts des Landes Nordrhein-Westfalen (Essen) hat es sich zur Aufgabe gemacht, Sinnkonzepte als "kulturelle Fundamentalgegebenheiten" (S. 8) zu entwerfen und in unterschiedlichen Bereichen zu erproben. Hierzu wurde auch eine Gruppe von Altertumswissenschaftlern eingeladen, diese in drei Veranstaltungen (2000/2001) "sinntheoretisch angeregte kulturwissenschaftlich ausgerichtete Geschichte" (S. 9) anzuwenden, zu überprüfen und zu modifizieren. Aufgrund der Vielfalt, aber auch der Unterschiede im methodischen Ansatz, werden die Beiträge hier einzeln vorgestellt:
Die Einleitung von Jörn Rüsen und Karl-Joachim Höleskamp ("Warum es sich lohnt, mit der Sinnfrage die Antike zu interpretieren") ist in sieben Abschnitte geteilt. Der erste untersucht den Kulturbegriff - generalisierend als transdisziplinäres Gebilde (Kulturwissenschaft) und spezifisch als Dimension der menschlichen Welt (Kultur als Inbegriff der Sinnbildungsleistungen, die Menschen vollziehen müssen). Nach einer Erläuterung des verwendeten Sinnbegriffs werden Sinnkonzepte und Beispiele der Elemente und Faktoren des Lebens dargestellt, die Sinnkonzepte ausmachen. Drei Modi, in denen Sinnkonzepte wirken, werden als fungierend (unstrittige Sinnkonzepte, z.B. Tag/Nacht, Hunger, Schlaf), reflexiv (Deutungsleistungen des menschlichen Bewusstseins, die nötig sind, wenn Sinnkonzepte neu oder unverständlich geworden sind) und operativ (Umsetzung des reflektierten Sinns in die Lebenspraxis) vorgestellt. Schließlich gehen die Autoren auf methodische Funktionen der Sinnfrage (heuristisch und interpretatorisch) und zuletzt auf die konkrete Weise der Sinnbildung ein, die als Praktiken, Räume oder Medien geschehen können und erforschbar sind - in diese drei Kategorien sind alle Beiträge des Buches eingeordnet.
In seinem Beitrag definiert Jan Assmann ("Sinnkonstruktionen im alten Ägypten") zunächst den Begriff 'Sinn' wie er ihn versteht und verwendet. Er untersucht dazu drei kulturelle Sinnbegriffe: a) transzendente (z.B. im Christentum mit der Sinnquelle des planenden und ordnenden Gottes), b) immanente (Theorien, die aus dem Kosmos oder der Natur den Sinn abgeleitet haben) und c) soziale Sinnquellen (z.B. Sinn als soziale und kulturelle Konstruktion). Nach einer etymologischen und etymografischen Betrachtung der altägyptischen Ma'at sowie deren Erklärung als Sinnquelle des ägyptischen Staates und seiner Religion und Wissenschaft (altägyptische Kultur) mit dem Bild der immer ins Verderben tendierenden Welt und dem sie in die richtige Bahn lenkenden Gott mit Pharao beschreibt Assmann die Zuordnung der ägyptischen Ma'at als Sinnquelle der Kategorie c. Er vergleicht praktische Aspekte dieser Ma'at mit anderen Sinnquellen (Christentum und Nietzsche). Assmann verweist auf den sehr interessanten Text des Laktanz, den hermetischen Traktat Asclepius, der den verheerenden Zusammenprall zweier unterschiedlicher Sinnquellen des Typs c (Ägypter) und des Typs a (frühe Christen) vorausahnend dokumentiert. Letztlich stehen sich seiner Ansicht nach hier in der antiken Sakralisierung des Sinns bereits der Kosmotheismus und der Monotheismus gegenüber.
Fritz-Heiner Mutschler ("Zu Sinnhorizont und Funktion griechischer, römischer und altchinesischer Geschichtsschreibung") vergleicht mit vielen Beispielen aus den klassischen griechischen Historikern Herodot, Thukydides und Polybios und den klassischen römischen Historikern Sallust, Livius und Tacitus sowie den klassischen chinesischen Historien Shu Jing, Chun Qiu (Konfuzius) und Shi Ji (Sima Qian) zwei Gesichtspunkte, die auch die beiden Teile des Beitrags bilden: Die Frage, welchen Sinnhorizont bei durchaus unterschiedlichen Wirkabsichten alle Gruppen dieser Historiker haben, beantwortet er damit, dass hier die unterschiedlichen Sinnhorizonte des menschheitsgeschichtlichen Horizonts von Anfang und Ende (griechisch), des nationalen mit dem höchstens gedachten, aber nicht realen Ende (römisch) und des Reichs in Zyklen von Ordnung und Chaos überhaupt, ohne die Möglichkeit eines Endes, einander gegenüberzustellen sind.
Kurt Raaflaub ("Zwischen Adel und Volk. Freiheit als Sinnkonzept in Griechenland und Rom") vergleicht politische Sinnbegriffe der Freiheit innerhalb der griechischen Welt (Athen und Sparta) sowie zwischen Griechen und Römern (Cäsar). Er definiert den griechischen Sinn des Begriffs "Freiheit" (eleutheria) anhand seiner Entwicklung, die aufgrund äußerer und innerer Ereignisse als eigentlich 'reaktives Konzept' vorangetrieben wird - denn "die Freiheit" gab es zunächst nicht außer im Doppelnegativum des "Nicht-Unfrei-Seins" in der Zeitspanne zwischen der homerischer Epoche und dem Hellenismus, wobei die klassische Zeit eine besondere Rolle spielt. In einer Fallstudie zu Cäsar zeigt Raaflaub, dass - obwohl auch der römische Freiheitsbegriff von seinem Ursprung her ein doppeltnegativer war - Cäsars Wirken zumindest Ansätze zeigte, im Sinne einer breiteren Oligarchie mit einem solchen Konzept dem Volk eine konstruktive Rolle bei Entscheidungen zuzugestehen.
Karl-Joachim Hölkeskamp ("Institutionalisierung durch Verortung. Die Endstehung der Öffentlichkeit im frühen Griechenland") untersucht in dieser Abhandlung den "'Sinn' des Bürgerseins", die Rede und den Ratschluss "über die und zugleich in der Polis". Dafür beleuchtet er die Entwicklung der politischen Rede in ihrer Verstetigung durch räumliche Verortung von Homer bis zur klassischen Polis sowie des Redeortes, der Agora, in demselben Zeitraum und definiert beides als soziale Institutionen, die Funktionen erfüllen, Sinnvorstellungen und "Leitideen gemeinsamen Handelns durch dauerhaft geregelte Formen solchen Handelns zu verwirklichen".
Wolfgang Rösler ("Kanonisierung und Identität: Homer, Hesiod und die Götter der Griechen") beschreibt ein griechisches Orientierungskonzept aus dem letzten Drittel des 6. Jahrhunderts, in dem als historischer Anfang einer griechischen Religion der Moment anzunehmen ist, in dem Homer und Hesiod den griechischen Göttern Gesicht, Namen und Fähigkeiten gaben. Dabei geht er näher auf die Konstruktion 'Homers' (wobei er den, das homerische rhapsodische Repertoire bewahrenden Homeriden eine besondere Bedeutung ähnlich den Pythagoreern und den Asklepiaden gibt) und Hesiods als Religionsstifter ein. Für Rösler wird dabei deutlich, warum Ilias und Odyssee zwar epische Texte sind, die Götter so darstellten, dass sie sich eigentlich nicht zur Verehrung eignen, aber diese den Anfang griechischer Überlieferung markierenden Werke dennoch die Funktion nicht vorhandener heiliger Schriften übernehmen mussten. Als ein anderes, jüngeres und viel rationaleres Orientierungskonzept sieht Rösler das Konzept der Sieben Weisen. Zuletzt stellt er ein drittes, mit Homer und Hesiod konkurrierendes Konzept vor - die Orphik, die in Orpheus als dem berühmten Sänger des Mythos eine Vorbereitung auf Tod und Jenseits anbot.
Justus Cobet ("Zeitsinn: Am Anfang unserer Geschichtsschreibung") beschäftigt sich mit dem Zeitsinn "unserer historiographischen Tradition" in seinen Anfängen bei Herodot und Thukydides, vorangehend aber auch mit Homer und Hesiod. Als Rahmen eines Zeitsinns sieht er bei Thukydides die Gegenwart (den Peloponnesischen Krieg) als eigentliche Geschichte und alles davor Geschehene als Vorgeschichte, bei Herodot hingegen seien mehrere historische Subjekte in einer kohärenten Erzählung integriert und damit ein universell scheinender Zeitrahmen geschaffen. Weiterhin vergleicht er die Erinnerungs- und Zeithorizonte bei Thukydides und Herodot, behandelt hier auch die Vorstellung von Ethnie bei Herodot und geht zuletzt auf das spatium historicum sowie das spatium mythicum ein. Cobet schließt mit einer kurzen Einordnung der beiden griechischen Historiografen in die Reihe weiterer Historien vom Hellenismus bis zur Spätantike.
Von der Archaik bis zum Hellenismus reichende Darstellungen mythischer Szenen vor allem auf Vasen ermöglichen es Luca Giuliani ("Kriegers Tischsitten - oder: Die Grenzen der Menschlichkeit. Achill als Problemfigur"), die Rezeption ethischer Autorität in den homerischen Werken zu untersuchen, die auch als Erziehungsliteratur bezeichnet wurden. Hierbei beschränkt er sich jedoch auf die Darstellung der Episode, in der Achill zusammen mit dem toten Hektor dessen Vater Priamos trifft. Anhand der Vasendarstellungen beschreibt er die sich mit der Zeit verändernde Darstellung dieser Szene. Um die Frage zu lösen, warum man sich mit einem derart wilden Helden wie Achill identifizieren sollte bzw. um die Abweichung in der Signalfunktion zu erklären, bezieht er Sigmund Freud mit ein, analysiert das Heldenmodell, erläutert die Christa Wolfsche Rezeption ihrer Kassandra ("Achill, das Vieh") und macht an den Widersprüchen der durch Achill verkörperten Werte schließlich dessen ethos-didaktischen Wert fest.
Tonio Hölscher ("Körper, Handlung und Raum als Sinnfiguren in der griechischen Kunst und Kultur") beschreibt in diesem Beitrag die Sinnfigur des Körpers in seiner zentralen Rolle für die griechische Kultur bei kulturellen Handlungen, Ritualen und Institutionen (politischer Dialog auf Agora). Im Rahmen einer "Kultur der Körper", die er darauf folgend näher aus der Perspektive der Körperlichkeit untersucht, zieht er den Bogen von Michelangelo bis zu neuzeitlichen Kunstepochen. Hölscher untersucht die bildliche Rezeption antiker Körperbilder und des Körpers an sich und widmet sich einer Analyse der antiken Sichtweise des Körpers sowie deren Ausdruck in Bildwerken. Dabei geht er im Besonderen auf eine griechische Geschichte der Körperdarstellungsweise vom 9. Jahrhundert v.Chr. bis zum frühen Hellenismus ein. Abschließend widmet er sich noch dem Verhältnis von Raum und Körper sowie von Staat und Körper, wobei er in der Metapher vom Staat als Körper die innere Verwandtschaft von Körper und Handlungsraum erkennt.
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Erschienen:
2003
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